Legasthenie- und Dyskalkulietraining

Die Hintergründe:

Schüler/innen mit Teilleistungsschwächen benötigen individuelle Hilfe. Verstärktes Üben zuhause, Förderunterricht in der Schule oder eine Zunahme des Drucks in Bezug auf die Arbeitshaltung werden oftmals als Bestrafung empfunden. Die Wahrnehmung des Kindes, dass andere das Rechnen/Schreiben/Lesen schneller und erfolgreicher lernen und dafür Lob erhalten, während ihm mangelnde Intelligenz, mangelnder Arbeitseifer oder Unkonzentriertheit attestiert werden und Mitschüler mit Spott und Ausgrenzung reagieren, führt zu einem negativen Selbstbild und einer negativen Lernstruktur.
Normaler Schulunterricht oder auch klassischer, standardisierter Nachhilfeunterricht können bei diesen Schülern nicht zum Erfolg führen. Wichtig ist das Anknüpfen an die individuelle Lernausgangslage. Das Erleben, dass Erfolg und Misserfolg unabhängig von der eigenen Anstrengung sind, führt zur Herausbildung der „erlernten Hilflosigkeit“ und zur Erwartung stetig neuen Versagens. Ärgerliche oder abweisende Reaktionen der Lehrer, aber auch das spezielle Fördern oder Schonen des Kindes im Unterricht führen oft zu einem Gefühl der Isoliertheit und Minderwertigkeitsgefühlen. Erwartungen, Hoffnungen und Ängste der Eltern verschärfen diese Situation. Daraus resultieren oftmals Verhaltensauffälligkeiten wie „kaspern“, hyperaktives Verhalten oder Aggressivität. Als Folge lang anhaltender Misserfolge aufgrund von andauernden Teilleistungsstörungen und einem negativen Selbstbild entsteht schließlich ein allgemeines Leistungsversagen. Wichtig sind hier präventive individuelle Maßnahmen, aufbauend auf den Stärken der Schüler/innen.

Legasthenie:

Eine Legasthenie, auch Lese-Rechtschreibschwäche genannt, liegt vor bei einer lang andauernden Störung des Erwerbs der Schriftsprache. Alle Kinder, die das Lesen und Schreiben lernen, machen zu Anfang die gleichen Fehler in verschieden starkem Ausmaß. Jedes Kind hat sein eigenes, individuelles Lerntempo. Bei den meisten Kindern nehmen deshalb die Probleme ständig ab und verschwinden weitgehend. Unangemessener Leistungsdruck und Versagensängste können unter anderem dazu führen, dass sich solche Fehler manifestieren. Oftmals bestehen Defizite im Bereich der auditiven und/oder visuellen Wahrnehmung.

Symptome:

Hohe Fehlerzahl in ungeübten Diktaten, aber auch bei Abschreibtexten, mehrfach unterschiedlich falsch geschriebene Wörter im selben Text, unleserliche Handschrift, Schwierigkeiten im Verbinden von Lauten, Auslassen, Verdrehen oder Hinzufügen von Wörtern oder Wortteilen, niedrige Lesegeschwindigkeit, Ersetzen von Buchstaben, Silben und Wörtern, Startschwierigkeiten beim Vorlesen, häufiges Stocken, Verlieren der Zeile im Text, Vertauschen von Wörtern im Satz oder von Buchstaben in den Wörtern, Schwierigkeiten bei Doppellauten, Unfähigkeit, Gelesenes wiederzugeben, aus Gelesenem Schlüsse zu ziehen oder Zusammenhänge zu sehen.

Dyskalkulie:

Die Dyskalkulie, auch Rechenschwäche genannt, ist eine Entwicklungsverzögerung des mathematischen Denkens und liegt vor, wenn es sich um eine beständige Minderleistung im mathematischen Grundlagenbereich wie dem Zahlen-/Mengenbegriff, den Grundrechenarten oder dem Dezimalsystem handelt.

Symptome:

Schwierigkeiten, Mengen einzuschätzen, zu vergleichen oder zu sortieren. Die Fähigkeit, Gegenstände abzuzählen oder Mengenbilder gesprochenen Zahlwörtern zuzuordnen, ist eingeschränkt. Erstes anschauliches Rechnen mit Gegenständen fällt schwer.
Später werden im Hunderter- und Tausender-Zahlenraum die Stellenwerte vertauscht oder verdreht. Das Rechnen mit Maßeinheiten wie Geld, Gewichten oder Längenmaßen bereitet große Schwierigkeiten. Die Kinder kommen lange nicht ohne Zählhilfen wie Finger, Stifte, Steine etc. aus, da sie nachhaltig beim Abzählen bleiben. Zahlen sind inhaltsleere Symbole, die wie bei einem Zahlen-Alphabet herauf und herunter gezählt werden. Besondere Schwierigkeiten bereiten Zehner-Übergänge sowie der Wechsel zwischen den Rechenarten. Die Zerlegung von Zahlen, Platzhalter-Aufgaben oder Umkehr-Operationen werden nicht verstanden und willkürlich gelöst. Im Bereich der Text- und Sachaufgaben finden die Kinder keinen Zugang zur Umsetzung des Textes in Rechenaufgaben, weil sie schon beim Durchschauen der Aufgabenstellung scheitern. Üben bringt nicht den gewünschten Erfolg, da das Kind über die Kenntnisse, die es einüben könnte, nicht verfügt. Eine detaillierte Diagnostik des vorhandenen Wissens zeigt die Stelle auf, an der das Kind bereits nicht mehr auf die Inhalte der Mathematik zurückgreifen konnte. Die Mathematik baut Stufe für Stufe auf, so dass auf die Stufe zurückgegangen werden muss, auf der das Kind stehengeblieben ist. So gesehen bedeutet „Üben“ einen belastenden Kraftakt, der den Familienfrieden ernsthaft gefährdet und nicht zum Erfolg führen kann. Rechenschwache Kinder benötigen individuelle Hilfe.

Lerntherapie bei Legasthenie/Dyskalkulie

Die Lerntherapie richtet sich nach den individuell ausgeprägten Eigenarten und Störungen des Lernprozesses sowie der subjektiven Verarbeitung der Leistungsschwäche. Als Grundlage dient dabei die Schaffung eines begründeten und wachsenden Vertrauens der Schüler/innen in ihre Fähigkeiten und Stärken. Dafür erarbeitet der Therapeut zusammen mit dem Kind und seinen Bezugspersonen Lösungswege, die aus ihrer Situation herausführen. Ziel ist es zunächst, die sekundäre Symptomatik soweit abzubauen, dass das Kind in der Lage ist, sich dem Rechnen/Schreiben/Lesen lernen wieder zu nähern. Dazu sind die Schaffung eines Vertrauensverhältnisses, einer Atmosphäre der Annahme unabhängig von Ergebnissen der Leistung sowie die sachliche Beschäftigung mit den Defiziten nötig.

Ziele und Inhalte:

  • Abbau von leistungsbezogenen Ängsten
  • Aufbau von Lernmotivation
  • Übungen zur Konzentration und Entspannung
  • Training der visuellen und auditiven Wahrnehmung
  • Erarbeitung von Selbsthilfemethoden
  • Erlernen von Techniken der Fehlerkontrolle
  • Erarbeitung und Automatisierung mathematischer Grundlagen
  • Mengen- und Zahlenverständnis
  • Vertiefung von Rechtschreibregeln
  • Anwendung der Rechtschreibregeln während des Schreibens
  • Aufbau von Lesekompetenz

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